Sie sind immer ausnahmslos schwarz gekleidet, im Gesicht maskiert, mit Dolch, Schwert und Wurfstern bewaffnet und erscheinen sowie verschwinden sie meist unbemerkt. So werden Japans Ninja heutzutage oft beschrieben und dargestellt, vor allem in Filmen.
Die Ninja sind eine der sagenumwobenen Kampfgruppen aus dem alten Japan. Doch woher stammen sie, stimmen all diese Legenden und was macht ihre Magie tatsächlich aus?
Die Kämpfer des Verborgenen: Geheimnisvoll und tödlich!
Sie sind Spione und Attentäter mit sagenhaften Fähigkeiten, die sich vor allem durch plötzliches Auftauchen und Verschwinden charakterisieren. Denn Ninja sind Kämpfer des Verborgenen.
Im Gegensatz zu den Rittern Japans – den Samurai – galten sie daher oft als unehrenhaft. Ninja gehörten nicht zur adligen Klasse der Samurai, was sie jedoch auch von den Bürden der Ehre befreite.
Von dieser Sichtweise ist der Unterschied zwischen Ninja und Samurai gravierend. Die einfachen Söldner waren weit entfernt von der Elite-Klasse und wurden vor allem als Unterklasse-Kämpfer betrachtet.
Das Wort Ninja besteht in der japanischen Sprache aus zwei Schriftzeichen. Das Erste davon kann mit „sich verstecken“ übersetzt werden, das Zweite bezeichnet eine Person, die sich versteckt. Und genau das macht die Kunst der alten Ninja aus.
Im feudalen Japan galten sie als Meister der Spionage, waren Saboteure und auch Meuchelmörder. Die weibliche Form wird „Kunoichi“ genannt, eine andere Bezeichnung für die schwarzen Kämpfer ist „Shinobi“.
Bis zum Jahr 1900 nannte man die Ninja „Kan“ (wortwörtliche Bedeutung „Zwischenraum“), was vor allem Agenten der Armee betitelte.
Im Gegensatz zu den Samurai ist das Leben der Ninja kaum dokumentiert. Daher ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden um sie. Denn schon die Ausbildung wurde unauffällig in der Öffentlichkeit durchgeführt.
So konnte eine offiziell sozial engagierte Frau, die sich um Kriegswaisen und obdachlose Mädchen kümmerte, im Verborgenen durchaus eine Besitzerin einer Ninja-Ausbildungsschule gewesen sein.
Entstehung und Entwicklung Japans Ninja
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die Geschichte der Ninja im Dunkeln liegt und die genauen Umstände zur Entwicklung der Schattenkrieger kaum bekannt sind.
Denn ihre Kampfkunst des Ninjutsu (zu deutsch „die Methode von Ausdauer und Geduld“ oder auch „die Methode der Heimlichkeit“) wurde ebenfalls über Jahrhunderte geheim gehalten. Ninjutsu ist keine direkt abgrenzbare Kunst. Sie erwuchs erst im Laufe der Jahre durch Erfahrung zu dieser.
Ihre Geschichte und auch die der Ninja stützt ich daher vor allem auf mündlichen Überlieferungen und Vermutungen.
So wird angenommen, dass die Gruppe der Ninja im mittelalterlichen Japan zur Zeit der Heian-Periode (794 bis 1192 n. Chr.) entstand – Ausgang war ein eher friedlicher buddhistischer Orden, der in seiner Existenz bedroht wurde.
Um sich zu verteidigen, brauchte es Krieger, die natürlich nicht öffentlich agieren konnten. Eine reguläre Armee entstand nicht, jedoch gingen Partisanenkämpfer und Meuchelmörder aus ihnen hervor, die von Anfang an im Geheimen agierten.

Die Traditionen und Fähigkeiten wurden vor allem in der Iga und Koga Region von Generation zu Generation weitergegeben. Unzählige Schulen entstanden, zur Hochzeit im japanischen Mittelalter sollen es in dieser Region allein über 70 gewesen sein.
Auch Regierung und Fürsten nutzten fortan die Fähigkeiten der Schattenkrieger und wurden zur Kriegsführung angeheuert – vor allem für Spionage und verdeckte Kampfeinsätze. Dadurch verteilten sich Ninja-Schulen im gesamten Land.
Ab der Meiji-Periode (1868-1912) wurden die Dienste jedoch immer weniger gebraucht und immer mehr Ninja-Schulen wurden geschlossen. Die Kriegskunst Ninjutsu wurde zur Sportart Ninjutsu umgewandelt.
Mythos und Wahrheit: Meister der Illusion und Irreführung
Überlebt haben hingegen die zahlreichen Geschichten über die sagenhaften Fähigkeiten der Ninja.
So wurde ihnen nachgesagt, dass sie über das Wasser laufen können, unverwundbar seien, spurlos verschwinden können und sogar übernatürliche Kräfte im Spiel waren. Dahinter steckten in Wahrheit jedoch nur gute Tricks und gekonnte Irreführung.
Ablenkungsmanöver machten das lautlose Verschwinden möglich – wie sie unzählige Magier noch bis heute nutzen.
Um nicht aufzufallen, ernährten sich Ninja so, dass sie keine Körpergerüche bildeten, was ein Bewegen ermöglichte, ohne gesehen, gehört oder gerochen zu werden. Sie waren extrem fit und konnten sich artistisch bewegen. Das Springen auf ein Dach während einer ablenkenden Rauchwolke war für keinen Ninja ein wirkliches Problem.
Die Kampfkunst Ninjutsu beinhaltet sportliche und spirituelle Übungen. Aber auch Techniken und Wissen aus Chemie, Psychologie und Meteorologie sind Inhalte.
Im Gegensatz zu den Samurai führten Ninja in der Regel keinen Kampf Mann gegen Mann aus. Ihre Kampfkunst wurde „undercover“ ausgeführt.

Arsenal unterschiedlicher Hilfsmittel: Die Waffen der Ninja
Auch das Waffenarsenal der Ninja war ein besonderes. Gift, Sprengstoff, Rauch- und Blendpulver gehörten ebenso dazu wie zerlegbare Bögen, kleine Armbrüste und später auch Pistolen und Gewehre.
Besonders bekannt waren vor allem die versteckten Wurfwaffen Shuriken und Shaken, die heute noch vielen Filmen und Serien eine charakteristische Darstellung verleihen.
Doch auch Schwerter gehörten zu den Waffen der Ninja. Sie ähnelten im Aussehen den Schwertern der Samurai – doch hatte sie laut Überlieferung zusätzlich auch geheime Verstecke für Gift, Wurfstern und Co zu bieten.
Ob heutige angebotene Ninja-Schwerter tatsächlich den damaligen Waffen entsprechen, ist jedoch nicht mit 100%iger Sicherheit zu sagen. Ebenso kann nicht belegt werden, dass ein Ninja sein Schwert auf dem Rücken trug. Zudem soll es versteckte Schwerter in Bambusstöcken gegeben haben.
Wahrscheinlich ist zudem, dass weitere Utensilien zur Ausrüstung eines Ninja gehörten: Wurfanker, zerlegbare Leitern und anderen Gerätschaften zum Klettern. Die Kleidung war – entgegen der heutigen schwarzen Darstellung – eher unauffällig und gehörte eher zur Alltagskleidung.
So ließ sich auch ein Kettenhemd unbemerkt darunter verstecken. Aber es gab auch Ninja-Rüstungen, die heute in Museen und privaten Sammlungen zu bestaunen sind, aber längst nicht so auffällig und prunkvoll wie die Samurai-Rüstungen waren.
Ninja in der modernen Gesellschaft
Ob es heute noch wahrhaftige Ninja gibt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Manche Medien berichten, dass Jinichi Kawakami der letzte noch in Japan ausgebildete Ninja sei. Andere behaupten. Masaaki Hatsumi sei ein ausgebildeter Schüler eines der letzten Ninja, der bis 2019 eine der letzten Schulen der Ninja in Japan leitete.
Wie auch die Geschichte ist somit die Gegenwart und die Zukunft der Ninja wieder ins Verborgene abgetaucht. Keiner kann sagen, ob und wo die Geheimagenten im Einsatz sein könnten. Sicher ist zumindest, dass die Kampfkunst der Ninja noch in Schulen gelehrt wird – auch in Deutschland.
In Manga und Anime wird das Thema auch heute noch gerne aufgegriffen. So kämpfen die Protagonisten der beliebten Serie Naruto zum Beispiel mit Techniken, die Ninjutsu genannt werden.