Dienende Kämpfer Japans: Die Wirklichkeit der Samurai

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Langes Schwert, prachtvolle Rüstung und ein Kämpferherz, das seines Gleichen sucht – Filme wie „Der letzte Samurai“ oder die Fernsehserie „Shogun“ aus den Achtzigerjahren haben ein romantisiertes Bild von den Samurai in Japan geschaffen.

Doch waren sie wirklich alle tapfere und tugendhafte Krieger? Wie sah die Wirklichkeit damals tatsächlich aus, welche Waffen gab es und wie lautet der Ehrenkodex dieser Krieger?

Die folgenden Zeilen begeben sich auf eine Spurensuche, die bis in die heutige Gegenwart führt.

Wer sind die Samurai? Die Diener mit dem Schwert

Wortwörtlich lässt sich der Begriff „Samurai“ mit Diener oder Beschützer übersetzen, was ihre Aufgabe in den Hochzeiten ziemlich gut beschreibt.

Denn die Samurai waren eine Gruppe von Elitekämpfern aus dem kleinen Adel, die für die Sicherheit ihres Herren verantwortlich waren.

Samurai sind auf den Nahkampf spezialisiert. Privilegiert in der Waffenwahl hatte die Truppe ihre Hochzeit im Mittelalter, besitzt einen Ehrenkodex und spielt auch heute noch in der Gesellschaft Japans eine wichtige Rolle.

Nur dort ist die Bezeichnung „Samurai“ eher unüblich – im Heimatland werden sie „Bushi“ genannt, was Kämpfer oder Krieger bedeutet.

Sie gingen aus den Leibwachen von Clanfürsten und Großgrundbesitzern hervor und können inzwischen auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Zum Samurai wurde man quasi geboren, denn ihre Ausbildung begann bereits im frühesten Kindesalter und war mit dem 19. oder 20. Lebensjahr abgeschlossen.

Verlor ein Krieger seine Stellung oder starb sein Herr, so gingen sie auf Wanderschaft – wurden Ronin genannt und verloren auch ihre gesellschaftliche Stellung und Anerkennung.

Was viele nicht wissen, nicht nur Männer waren Samurai. Es gab auch weibliche Kriegerinnen, wie beispielsweise den Samurai Nakana Takeo. Auch wenn es von ihnen nur wenige gab, so sollten diese Kämpferinnen aufgrund ihres Mutes nicht in Vergessenheit geraten, denn Frauen war es verboten in den offiziellen Truppen zu kämpfen. 

Weibliche Samurai

Geschichte und Entwicklung: Samurai entstanden aus Leibwächtern

Genaue Daten über die Entwicklung und Geschichte der Samurai sind heute nicht mehr zu belegen.

Der Entstehung dieser Gruppe zugrunde liegt jedoch deutlich die Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 792, weswegen sich Bauern freiwillig in die Armee meldeten und für ihren Kaisern an den Grenzen kämpften, um Ländereien zu unterwerfen.

Andere Bauern übernahmen das aufgegebene Bauernland, Grundgrundbesitzer entstanden.

Die Freiwilligenarmee war jedoch nicht mehr in der Lage auch innerhalb des Landes für Sicherheit zu sorgen, sodass Großbauern und Adel mit eigenen Leibwächtern ihren Besitz und Familie schützten. Manche Familien waren dabei so geschickt, dass sie auch militärische Aufträge für das Kaiserhaus übernahmen – der Schwertadel namens Buke war geboren.

In diesen Leibwachen liegt die Basis der weltweit bekannten Samurai, obwohl sich zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert offiziell nur die Leibwachen des Kaisers als Samurai bezeichnen durften.

Die Hochzeit der Gruppe begann im 13. Jahrhundert mit der Einführung von Shogunaten.

Ein Shogun lässt sich mit einem europäischen Herzog vergleichen. In Japan stammte er entweder aus der kaiserlichen Familie oder einer der drei Adelsfamilien.

Im Laufe der Zeit gewannen die Samurai jedoch so viel Macht, dass die Oberhäupter so mancher Familie oft selbst den Titel des Shoguns übernahmen.

Ab 1477 beginnt die sogenannte „Sengoku-Periode“. Ein Kennzeichen dieser Periode ist, dass sich die untere Bürgerschicht, gegen die herrschende Klasse erhebt. In der vorhergegangenen Zeit, ist der verschwenderische Lebensstil herrschender Familien stark angestiegen.

Auch die Samurai, die zum Teil gleichzeitig Krieger und Bauern waren, litten unter den steigenden Abgaben. So kam es in den nächsten Jahren immer wieder zu verschiedenen Aufständen und Kriegen.

Die Zeit des Tokugawa-Shogunat

Am 21.10.1600 kommt es zu einer entscheidenden Schlacht zwischen den Gruppen Tokugawa Ieyasu‘s und Hideyoshi‘s. Einer der berühmtesten Samurai, nämlich Miyamoto Musashi, kämpfte in dieser Schlacht auf der Seite von Hideyoshi.

Hideyoshi’s Truppen wurden geschlagen und mit diesem Sieg kam es zu tiefgreifenden Reformen im Land. Die Bevölkerung wurde streng kontrolliert und überwacht. Das gesamte Land wurde immer mehr isoliert und von der Außenwelt abgeschottet.

1867 kam es zu einer Öffnung Japans und zeitgleich zu dem Ende des Tokugawa-Shogunat.

Mit diesem Schritt verlieren auch die traditionellen Samurai ihren Status und verschwanden so langsam aus dem japanischen Leben.

Samurai heldenhafte Loyalität?

Heldenhafte Loyalität?

Heutige Darstellungen der Samurai gehen immer mit Ehre, heldenhaften Aufopferung und bedingungsloses Verteidigen des Herrn einher.

In unruhigen Bürgerkriegszeiten im Japan des Mittelalters wurde aber auch so mancher Herr offenbar von Samurai selbst umgebracht.

Im 16. Jahrhundert schilderten portugiesische Missionare geschockt die zahlreiche Gewalt und entsetzliche Brutalität der Samurai, die sich untereinander bekriegten. Erst dem Shogun Oda Nobunaga gelang es, Japan zum Frieden zu führen.

Die Bevölkerung wurde fortan in vier Stände eingeteilt, die Samurai stellten dabei den obersten Stand, obwohl sie nur sieben Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten.

Zudem waren sie die Einzigen, denen es gestattet war, zwei Schwerter (ein Schwert-Paar Namens Daisho) zu tragen.

In Friedenszeiten veränderten sich die Samurai, denn es gab nichts mehr zu verteidigen oder zu bekämpfen. Aus vielen Kriegern wurden so Gelehrte oder Verwaltungsbeamte, der gesellschaftliche Einfluss schrumpfte und in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts wurde der Samurai-Stand zwangsweise aufgelöst.

Von Harakiri und dem berühmten Ehrenkodex

Überlebt haben jedoch bis heute zwei wichtige Bestandteile der Samurai-Gruppe. Zum einen der Ehrenkodex „Bushido“, der jedoch erst im 17. Jahrhundert erstmals schriftlich überliefert wurde.

Die sieben Tugenden lauteten Aufrichtigkeit, Mut, Menschlichkeit, Höflichkeit Wahrhaftigkeit, Ehre und Treue. Die fünf Forderungen wurden untergliedert in:

  • bedingungslose Treue dem Herrn und sich selbst gegenüber
  • Höflichkeit: Bescheidenheit und Einhaltung der Etikette
  • Tapferkeit als Ausdruck von Härte, Kaltblütigkeit, aber auch Geduld, Ausdauer und Schlagfertigkeit
  • Aufrichtigkeit und Offenheit waren gleich mit Ehrgefühl und Gerechtigkeit
  • Einfachheit war Reinheit

Zum anderen ist der rituelle Selbstmord Harakiri heute immer noch ein Begriff, auch in der westlichen Gesellschaft. Dieser war als ehrenhafter Ausweg für den Samurai gedacht, wenn er in Ungnade gefallen war – der jedoch nicht immer angewandt wurde.

Als Ehrbezeugung wurde der Selbstmord gestattet, wenn ein Samurai zur Todesstrafe verurteilt wurde.

die waffen der Samurai

Lang und kurz: Die legendären Waffen der Samurai

Als einzige Bevölkerungsgruppe Japans durften die Samurai zwei Schwerter tragen – das berühmte Langschwert Katana sowie ein kurzes Schwert. Um Ersteres ranken sich zahlreiche Legenden.

Eine davon ist, dass der Stahl für die Klinge 32.768 Mal gefaltet wurde. Tatsächlich war dies aber nur 15 Mal der Fall, jedoch besteht die Klinge somit aus 32.768 übereinander liegenden Lagen.

Das Katana war auch Ausdrucksmittel von Respekt oder Misstrauen. Ein Samurai legte das Langschwert normalerweise nicht aus der Hand. Ausnahmen konnte das Respekt erweisende Abknien oder zum Schlafen, aber auch der Besuch bei einem Freund oder einer höhergestellten Persönlichkeit sein – das Schwert blieb aber immer in Reichweite.

Beim Gegenübersitzen wurde das Katana rechts vom Körper (mit der Schneide zum eigenen Körper) auf den Boden gelegt – ein Zeichen, dass der Samurai mit guten Absichten gekommen war.

Die kurzen Schwerter waren meistens Wakizashi, die niemals aus der Hand gelegt wurden. Zudem gehörten zwei Lanzen (Yari und Naginata) und ein Dolch (Tanto) ebenfalls zur Waffenausstattung eines Samurai. Interessant ist zudem der Umstand, dass bis zum 16. Jahrhundert der Bogen (Yumi) die bevorzugte Waffe eines Samurai war – zum Schwert wurde erst gegriffen, wenn es sein musste.

Das Vermächtnis, das überlebt: Heutige Bedeutung des Samuraikodex

Auch wenn der Stand der Samurai offiziell inzwischen abgeschafft wurde, so haben sie heute immer noch eine Bedeutung in der japanischen Gesellschaft.

So war der Gründer des Mitsubishi-Konzerns beispielsweise ein Samurai, Honda wurde von einem Ronin – einem herrenlosen Samurai – gegründet.

Auch viele Kampfschulen entstammen immer noch dieser Elitegruppe.

Der Ehrenkodex ist auch heutzutage immer noch weit verbreitet – vor allem in der Angestelltenkultur. Bedingungslose Treue gilt heute dem Unternehmen.
Die japanische Unnachgiebigkeit im Geschäftsleben ist ebenso ein bis heute existierendes Vermächtnis der einst so prunkvollen Samurai.


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