Der neue Kaiser von Japan

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Der Kaiser von Japan hat den Chrysanthementhron bestiegen

Am 30. April 2019 dankte der zu diesem Zeitpunkt 85-jährige Kaiser Japans, Akihito, ab.
Zuletzt hatte ein solcher Thronverzicht vor mehr als 200 Jahren stattgefunden. Das Gesetz über den kaiserlichen Haushalt, welches alle relevanten Angelegenheiten im Bezug auf die japanische Kaiserabfolge und den Chrysanthementhron regelt, musste für diese Amtshandlung vom verantwortlichen Kabinett geändert werden. Eine Abdankung zu Lebzeiten des Kaisers war bis zu der entsprechenden Gesetzesänderung vom 09. Mai 2019 nicht vorgesehen.

Akihito war unter anderem für seinen bescheidenen Charakter bekannt und äußerte schon 2016 die Meinung, dass der Kaiser von Japan nur in bester gesundheitlicher Verfassung eine Bereicherung für sein Volk sei. Jegliche Einschränkungen würden negativen Einfluss auf das Land und dessen Einwohner haben.

Aus diesem Grund habe er nun beschlossen, nach 30 Jahren Regierungszeit unter der Devise Heisei („Frieden schaffen“) seinem 59-jährigen Sohn Naruhito den Thron zu überlassen. Dieser hat die Ehre, als 126. Kaiser Japans die neue Ära unter der Regierungsdevise Reiwa („schöne Harmonie“) einzuleiten und den Platz als Oberhaupt der ältesten ununterbrochenen Erbmonarchie der Welt einzunehmen.

Die Thronfolge-Rituale des Kaisers von Japan

Am 01. Mai 2019 übernimmt Naruhito offiziell das Amt des Kaisers von Japan. Noch am gleichen Tag werden ihm im Rahmen der sogenannten Kenji-to-Shokei-no-Gi-Zeremonie die kaiserlichen Throninsignien, zu welchen auch Einzelschwerter gehören, überreicht.

Es handelt sich bei diesen jahrtausendealten Artefakten um ein Schwert, eine Halskette aus Juwelen und einen Spiegel. Sie sollen Tapferkeit, den Willen zum rechten Handeln und Weisheit symbolisieren. Diese drei Charaktereigenschaften werden in der japanischen Kultur als die wichtigsten Tugenden eines Kaisers angesehen.

Ähnlich wie bei einer Königskrone oder einem Zepter sind die Artefakte untrennbar mit dem Amt des Kaisers von Japan verknüpft. Trotz ihrer enormen Bedeutung bestehen jedoch weder Abbildungen noch genaue Beschreibungen der Insignien. Keiner weiß um ihr konkretes Aussehen, denn aufgrund ihres göttlichen Ursprungs sind sie zu heilig für die Blicke der Menschen. Nur für die Zeremonie werden sie hervorgeholt, doch selbst dann sind sie in Schutzhüllen vor den Augen der Anwesenden versteckt.

Nach der Übergabe der Insignien hält Naruhito im Beisein der Kaiserfamilie und Vertretern des Staates eine Rede.

Erst viele Monate später, am 22. Oktober 2019, findet die formale Amtseinführung des neuen Kaisers von Japan statt. Dabei besucht Naruhito zunächst in traditioneller Kleidung gekleidet die heiligen Schreine Kashikodokoro, Koreiden und Shinden. Dort spricht er zu den Gottheiten und setzt sie vom Antritt seiner Regentschaft in Kenntnis.

Am Nachmittag findet dann die Inthronisierung des Kaisers von Japan statt, welche durch die 30-minütige Sokuirei-Seiden-no-gi-Zeremonie eingeleitet wird. Vor über 2000 Gästen aus aller Welt, zu denen auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der britische Thronfolger Prinz Charles zählen, bestätigt der neue Kaiser Japans, dass er stets verantwortlich und im Sinne seiner Verfassung handeln wird. Außerdem erkennt er seine neue Rolle als „Symbol des Staates und Einheit der Nation“ an und gelobt, alle seine Pflichten wahrzunehmen und gewissenhaft auszuüben. Dabei trägt er klassisch traditionelle Kleidung und spricht von einem großen, überdachten Thron auf die Anwesenden herab.

Die Tradition sieht im Anschluss eigentlich eine Parade vor, in der der neue Kaiser Japans zusammen mit seiner Frau in einer offenen Limousine durch die japanische Hauptstadt Tokio gefahren wird. Aus Respekt vor den Opfern eines kürzlich vergangenen Taifun Unglücks wurde diese Festlichkeit jedoch auf den 10. November verlegt.

Zuvor werden jedoch noch zahlreiche Bankette und Empfänge zu Ehren des neuen Kaisers von Japan veranstaltet. Noch am Abend des 22. Oktobers geht es mit einem Bankett im Kaiserpalast los. An den darauffolgenden Tagen finden nach und nach Empfänge für Gratulanten statt und am 31. Oktober nimmt der neue Kaiser Japans mit seiner Frau an einem Essen für bedeutende Diplomaten teil.

Im November folgt eine letzte religiöse Zeremonie namens Daijosai. Dabei handelt es sich um das Erntedankfest der Shinto-Religion, bei dem der neue Kaiser von Japan der Sonnengöttin Amaterasu für die neue Reisernte dankt und ihr Reis, Sake und Fisch als Opfer bringt. Er selbst wird dabei ebenfalls Reis essen, um eine Verbindung mit der Sonnengöttin einzugehen.

Die Rolle des Kaisers von Japan

Die Ernennung zum Kaiser Japans findet in drei traditionellen Zeremonien statt. Sie alle haben einen hohen gesellschaftlichen Wert und sind tief in der japanischen Geschichte verwurzelt. Dennoch geht mit dem Amt des Kaisers von Japan laut der pazifistischen Nachkriegsverfassung keine politische Macht einher.

Stattdessen ist es darauf beschränkt, ein „Symbol des Staates und der Einheit der Nation“ zu sein und in dieser Funktion repräsentativen Pflichten in der Öffentlichkeit nachzugehen. Zudem ist die japanische Monarchie sehr religiös geprägt, weshalb das Durchführen religiöser Zeremonien ebenfalls zum Aufgabenbereich des Kaisers von Japan gehört.

Naruhitos Nachfolger in der Thronfolge

Zwar haben Naruhito und seine Frau Masako eine Tochter namens Aiko, doch aufgrund ihres Geschlechts kommt sie als Thronfolgerin nicht infrage. Im Falle eines verfrühten Abdankens von Naruhito würde daher sein Bruder Fumihito als neuer Kaiser Japans den Chrysanthementhron besteigen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch nicht sonderlich hoch, da zwischen den beiden Brüdern lediglich fünf Jahre Altersdifferenz liegen.

Stattdessen könnte irgendwann Aikos Cousin Prinz Hisahito als Nachfolger von Naruhito das Amt als Kaiser von Japan bekleiden.

ARD-Beitrag über die Krönung des neuen japanischen Kaisers:

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